Das Pensum

Höhenunterschied: 419m (ohne Lift)
Reine Gehzeit: 3 Stunden

Die Route

Oberammergau, Bahnhof, 837m
Talstation Kolben-Sessellift, 950m
Bergstation, Kolben-Sessellift, 1258m
Zahn, 1620m
Sonnenberg, 1622m
Sonnenberggrat, 1555m
Pürschlinghaus, 1564m

Höhenprofil gegen Gehzeit


Die Teilroute 1

Oberammergau

Vom Bahnhof zur Talstation der Kolbenbahn quert man leider nicht das alte Ober­ammergau. Der Zweier-Sessellift schaukelt uns Gehfaule erst ab 9 Uhr auf den Kol­ben­sat­tel.

Teillroute 1

Links an der Kol­ben­sattelhütte vor­bei geht es "Nur für Ge­übte" zum 'Zahn' und zum Grat­weg. Uns hat ein ein­set­zen­der Nie­sel­re­gen einmal nach rechts auf den Haupt­wan­der­weg E4 ge­trie­ben. Noch so viele Ei­dech­sen auf dem waldigen und durchaus freund­li­chen ersten Abschnitt dieser Notroute können die tödliche Eintönigkeit des Zieh­weges E4 nicht ausgleichen. Zur Mittagsstunde standen wir schon vor der Hütte. Wie gesagt, eine Notroute.

Die Teilroute 2

Sonnenberggrat

Der Weg über den Sonnenberggrat ist beeindruckend. Er führt durch eine klein­teilige, bizarre Gebirgslandschaft, geformt aus Nagelfluh mit Türmchen, Erkern und Balkonen, den künstlichen Schlössern des bizarren zwoten Ludwig gar nicht so unähnlich. Während mir dieser Ludwig nicht so nahe geht, diese Landschaft tut es schon.

Teillroute 2

Zum Zahn hin gilt es 463 Höhenmeter zu überwinden. Kei­ne klei­ne An­stren­gung für die Jüngeren. Zum Glück führt dieser schweißtreibene Anstieg durch schattiges Terrain.

Oben am Zahn beginnt der muntere Kammweg mit seinen viel­fäl­ti­gen Über­ra­schun­gen, Kraxeleien und Ausblicken rechts und links des Kamms. Eine 'kritische' Passage gehört zu diesen Überraschungen. Auf wenigen Metern ist der kleine, eine Fuß breite Gebirgspfad stark ausgesetzt, links geht es den Fels hoch nach oben, rechts ebenso nach unten. Einer nach dem anderen quert die Stelle - bleibt gelassen , konzentriert sich auf den Weg , richtet den Blick auf das bißchen Weg und die Füße, meistert die Passage sicher, macht Platz für den Nächsten und bleibt ruhig, bis auch der letzte hinüber ist; das Gebot, ruhig zu bleiben, gilt insbesondere für die Kleineren.

Bernd Rifflers Tourenbeschreibung hatte es mir angetan und mich angeregt, diese Tour zu planen. Dazu gehört, in wei­te­ren Berg­wan­der­bü­chern zu re­cher­chie­ren und Bekannte auszuquetschen, um sicherer zu werden, was die Machbarkeit der Tour anbelangt. Denn wie schreibt Riffler: "... und (wenn man) noch dazu eine Reepschnur dabei hat, kann man selbst mit Achtjährigen ... das Abenteuer wagen". Das Abenteuer reißt einen hin, das Risiko reißt einen her - sich für oder dagegen zu entscheiden, ist nicht nicht einfach.

Erst an der Kolbensattelhütte fiel die endgültige Entscheidung, nachdem die Tochter Corinna und ich sich schon in die Richtung 'Nur für Ungeübte' in Bewegung gesetzt hatten. Eine größere Handvoll Acht- bis Zehnjähriger zog mit einem Bergführer mit alpinem Hut in Richtung Zahn. "Das versuchen wir auch!" Wo nichts riskiert wird, ist auch kein Abenteuer. Und umzukehren ist ja keine Schande.

Also auf zum Zahn! Vom Zahn aus folgt man brav der Fährte aus roten Punkten, und dieses möglichst lange, denn sonst muß man und Kind sich mit dem staubigen und heißen Europawanderweg E4 abquälen. Die letzten Meter bleibt dieser Weg dem Wanderer al­ler­dings nicht erspart. Aufgepaßt, den kopflosen Christus dort übersieht man leicht, wenn man gesengten Blickes so vor sich trottet.



Die Unterkunft

Pürschlingshaus

In bester Erinnerung ist mir der große, lichtdurchflutete Gastraum mit dem Panorama-Ausblick; kein Mäkeln auch an der Nachtstatt. Daß jedoch Radaubrüder (und -schwestern) des nachts ein Hei­den­spek­ta­kel inszenieren und inszenieren können, haben wir so auf keiner Hütte erlebt.

Abends saß die ganz und gar nicht mehr jugendliche Bande (Alter um 25) noch ganz friedlich umeinander. Erst als die übrigen, wenigen Gäste in der Falle waren, hob das Spektakel an. Die Bitte um Ruhe, um 1 Uhr ausgesprochen, fruchtete nicht im Geringsten. Die aufgerissenen Augen des weiblichen Wesens, das im Nachtgewand durch den halberleuchteten Flur wetzte, sprachen Bände: nicht ansprechbar. Um 2 Uhr kehrte dann Ruhe ein.

Und am nächsten Morgen hat unsereins sich noch nicht einmal beim Hüttenwirt beschwert. Der hatte ja auch am Telefon bei der Voranmeldung angemerkt, es könne lauter werden. Wer ahnt da Böses?

Uns ist so ein Krach zweimal untergekommen. Bergwanderer erzählten, dass die Hütte bekannt sei für solch mitternächtliches Remmidemmi. Was sagen eigentlich die Statuten des DAV dazu?

Die Hütte liegt an der verlängerten Promenade von Ober- und Unterammergau. Das Tagesgeschäft als Ausflugsgaststätte mit schöner Terrasse macht wohl den Umsatz aus.

Die private Nachbarhütte hat den reizvolleren, exponierten Standort auf des Berges Spitze. Man macht sich nach der Ankunft meist gleich zur Erkundung ihres Umfeldes auf. Ein bißchen Vorsicht ist dabei geboten. Und sonst? Ein Gatter war der Anziehungspunkt für die Kinder. Seltem gelingt es, den Nachwuchs an einer Hütte noch einmal zu einer Anstrengung zu animieren. Und wenn dieses Wunder dann gelingt, kommt den Taten, zur Freude der Kinder, ein heraufziehendes Gewitter in die Quere. So haben wir den lieben, langen Nachmittag doch nicht den Gipfelstock des Teufelstättkopfes erstürmt, der von der Hütte nur gut 200 Höhenmeter und eine Stunde Fußweg entfernt ist.