Das Pensum

Höhenunterschied: 40m,
hier und da ein paar Meter aufwärts und wieder abwärts
Reine Gehzeit: knapp 3 Stunden

Die Route

Pürschlinghaus, 1564m
Unterm Laubeneck, 1600m
Unterm Hennenkopf, 1600m
Unterm Dreisäuler-Kopf, 1540m
Brunnenkopfhäuser, 1602m
Brunnenkopf, 1718m
Brunnenkopfhäuser, 1602m

Höhenprofil gegen Gehzeit


Die Teilroute 1

Am Hang entlang

Der schmale Hangweg zu den Brunnenkopfhäusern beginnt gleich hinter dem Pürschlingshaus. Der Pfad zieht sich im quirligen, nie langweiligen Auf und Ab die steilen Wald- und Wiesenhänge entlang. Linker Hand geht es des öfteren recht luftig zu, der Weg ist aber ordentlich und ohne 'kritische' Passagen; diszipliniert, also nicht von der verzappelten Sorte, müssen die Kinder allerdings sein.

Teillroute 1

Was heißt das aber schon, ohne 'kritische' Passagen? Nicht jedermann fühlt sich denn auch auf solchen 'unkritischen' Wegen wohl. Manchmal stellt sich einfach das Schwindelgefühl angesichts der Tiefe ohne Wenn und Aber quer in den Weg:

Mit unserer Seilschaft brach dereinst ein junges Paar zu den Brunnenkopfhäusern auf. Er, ein begeisteter Bergwanderer, wollte seine Begleiterin zum Schloß Neu­schwan­stein führen. Die beiden kamen nicht einmal fünfzig Meter weit. Die junge Dame weigerte sich ganz nachdrücklich, weiter zu gehen. "Sie könne das nicht." Zu­reden half nichts. Der Bergwanderer mußte seinen Plan aufgeben. Leid tat er mir, der junge Mann. So ein schöner Plan! Liebe macht (allzu) blind.

Was ist denn (für mich) kritisch? Kritisch ist für mich zum Beispiel ein schlottriger, abschüssiger Weg am Hang, der zu einer engen Biegung hin ausgetreten ist, an der sich kein fester Halt für die Hände anbietet. Hier stellt sich schnell das bange Gefühl ein, da könne Mann oder Kind bei der kleinsten Unachtsamkeit ins Rutschen kommen.

Die Teilroute 2

Am Hang entlang

Unterm Dreisäuler Kopf legt der Hangpfad ein kurzes Intermezzo ein, er wird waldig, morastig, felsig, schluchtig. Sogar Handarbeit ist gefragt. Hier bietet sich die gute Gelegenheit, einmal auszutreten.

Teillroute 2

Ausgemachte Brotzeitplätze, die weich gepolstert, breit und eben sind, gibt es keine auf dieser Etappe. Man muß es mit einem halbwegs bequemen Hangplätzchen vorlieb nehmen. Aber aufgepaßt, die Vorräte könnten schnell den direkten Weg ins Tal nehmen. Zum Ausgleich gibt es freie Blicke auf die Ammergauer Berge und ins Graswangtal hinab.



Die Unterkunft

Brunnenkopfhäuser

Die Brunnenkopfhäuser liegen am Fuße des Brunnenkopfes gleich am Rande von Steilhängen, die einen weiten Blick in das lauschige Ammertal freigeben. Die Mehrzahl 'Häuser' läßt Größe erwarten, doch groß, imposant ist hier nur die große Klammspitze im Rücken der Brunnenkopfhäuser. Die Mehrzahl schließt wohl auch eine private Hütte gleich ein paar Schritte weiter ein.

Die gastliche Hütte ist ein übersichtliches, sich hinduckendes Häuschen mit einem putzigen schlafzimmergroßen Lager und einem wohnzimmergroßen urgemütlichen Gastraum. Hier wie dort muß man schon manchmal (und gerne) zusammenrücken. Und hier wechselt man des nachts vom Bettgestell zurück auf die Bank im Gastraum über, um beim Kartenspielen wieder die nötige Bettschwere zu sammeln, wenn ein Schnorchler im Schlafraum allzu heftig an die Nerven gesägt hat.

Die Hütte wird mit dem Geländewagen versorgt.

Nachthimmel

Wir - aus nicht so hartem Holze wie die Kartler gestrickt - haben uns nur nach draußen ins Freie, in die nächtliche Stille vertreiben lassen. Es war ein wundervolles Erlebnis. Wir haben die nächtliche Stille und den funkelnden Sternenhimmel auf uns wirken lassen. Andacht stellt sich auch bei den Kindern ein (für kurze Zeit)! Und die Stadtkinder Corinna und Christopher sahen zum ersten Male das Band der Milchstraße.

Die Klammspitze nennt sich groß, wahrhaft groß ist das Firmament über den Brunnenkopfhäusern. Also raus aus den Betten. Und wenn kein Schnarcher zur Hand ist, vielleicht ist es die volle Blase, die einen ins Freie zum Plumsklo treibt - und die Kinderchen ins Freie mitnehmen, wenn sie wach sind!

Klo & Co

Gepinkelt und gewaschen wird außerhalb der Hütte. Die Plumpsklos mit Herzchen sind am Hang bestens belüftet. Die morgendliche und abendliche Katzenwäsche an der einen Waschstelle etwas abseits der Hütte ist eine Freiluftveranstaltung hoch überm Ammertal. Das Wasser fließt schon aus Wasserhähnen und in den Spiegeln kann man auch das morgendlich zerknautschte Gesicht betrachten. Gegenmaßnahme: viel kaltes Wasser, vielleicht ein Duschbad?

Denn die Brunnenkopfhäuser warten noch mit einem einmaligen Luxus auf: eine Freiluftdusche!, denn gleich neben der Waschstelle spuckt ein Wasserschlauch kältestes Wasser aus. Vor schamlosen Blicken schützt jetzt eine Bretterwand. Kinder mögen kein kaltes Wasser, ich habe es auf der verschwitzten Haut genossen. Mir gefällt die Hütte.

Viechereien

Vor einigen Jahren gab es sogar zwei kleine Schweinchen hier oben, die der Hüttenwirt mit den hüttenabfällen mästete. Ein wundervolles Szenario: die Tochter Corinna füttert mit Geduld und Hingabe die "süßen" Viecher, der Wirt steht sinnierend daneben und hatte schon die knusprigen Spanferkel beim herbstlichen Hüttenfest vor Augen, und ich, ich liege auf der rückwärtigen Hausbank und genieße die warmen Sonnenstrahlen überm Ammertal. (Damit nicht der Eindruck eines nur trägen Hüttensackes entsteht, auch ich habe mit als Futterbeschaffer betätigt.)

Das Schwei­ne­schlach­ten in größeren Höhen gestaltete sich wegen einiger amtlichen Vorschriften allerdings als zu schwie­rig - also keine Schweinchen mehr im Schwei­ne­ko­ben hinter der Hütte. Stattdessen machten sich nun die Kinder im Koben breit und betteten sich auf dem (frischen) Stroh zum Schmökern.

Tiefer unten in den Hängen äsen des öfteren die Gämsen. Manchmal scheucht man diese unerwartet auch anderorts auf. Beim Abstieg vom Brunnenkopf hinunter zur Hütte trieb ein drängendes Bedürfnis die Tochter Corinna ins Dickicht abseits des Pfades. Kurz nachdem sie im Gestrüpp verschwunden war, gab es einen lauten Aufschrei. Das Mädchen schoß angsterfüllt empor und stürmte zur Hütte. Ein Viech "so groß" sei plötzlich vor ihr gestanden, mit riesigen Hörnern. Wo sich die Gamsböcke und die kleinen Mädchen nicht überall herumtreiben ...

Auslauf

An etlichen Stellen in Hüttennähe geht es steil hinab in die Tiefe. Zur Berg­seite hin haben die Kinder aber ein wenig Auslauf.

Die Hütte liegt in der Sandalenreichweite des Schloßes Linderhof. Nach­mit­tags ist Kaffee- und Kuchenzeit. Bergradler habe ich keine in Erinnerung.


Speis' und Trank

Erst kurz vor den Brunnenkopfhäusern tröpfelt Wasser aus dem Felsgestein heraus. Es reicht, um Stirn und Nacken zu kühlen.

Auf der Hütte gibt es einen vorzüglichen Kaiserschmarrn.